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HRE: Tendenziöse Berichterstattung

Disclaimer: Wie ich hier im Blog schon verschiedentlich angedeutet habe, ist die HRE (Hypo Real Estate) ein wichtiger Kunde des Unternehmens, für das ich arbeite.

Dass Journalisten von der Materie, über die sie schreiben, manchmal nur das wissen, was sie über die Nachrichtenagenturen mitbekommen – geschenkt.

Auch dass momentan Kapitalismuskritik en vogue ist und auf die Gier von Banken und Managern geschimpft wird, während in der Verstaatlichung und immer stärkerer Kontrolle des Wirtschaftsgeschehens und des privaten Lebens das Mittel der Wahl gesehen wird, ist nichts Neues.

Dennoch ärgere ich mich immer wieder darüber, dass Journalisten es nicht schaffen, einigermaßen kompetent und objektiv über ein Thema zu berichten. Egal, wie die eigene politische Einstellung auch sein mag – die Sachlage als solche sollte man schon darstellen können, ohne wichtige Dinge auszulassen oder Halb- und Unwahrheiten einzustreuen.

Normalerweise ist immer wieder der SPON für solche Dinge gut. Heute aber ärgere ich mich mal besonders über den Heise Verlag, insbesondere über die Schreiberlinge von Telepolis, die sich aktuell mit der Genese der Krise bei der HRE beschäftigen.

Krisengewinner sind die Banken

Für die Privatbanken ging das Spiel auf. Der Staat sicherte durch Steuergelder nicht nur ihre Kredite an die Münchner Pleitebank, er verschaffte ihnen durch die erstklassige Verzinsung und die erstklassigen Garantien auch eine erstklassige Geschäftsmöglichkeit. In diesem Jahr werden die Privatbanken alleine rund 300 Millionen Euro Zinsgewinne mit den staatlich abgesicherten Notfallkrediten einfahren, wie der Tagesspiegel [extern] erfahren hat. Alleine die Deutsche Bank verbucht in diesem Jahr 100 Millionen Euro Zinsgewinne bei ihren – nicht eben uneigennützigen – Notkrediten an die Münchner. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert – nun verdienen die Banken allerdings sogar noch an der Sozialisation der Verluste.

Stimmt, die Banken bekommen für das Geld, dass sie der HRE geliehen haben, Zinsen. Shocking! Das hätte man so sicherlich nicht erwartet, jedenfalls nicht in linken Gutmenschenkreisen.

Wenn man aber mal die 100 Millionen Euro Zinsen, welche die HRE an die Deutsche Bank zu zahlen hat, mal in Relation zu den vielen Milliarden Euro Kredit setzt, den die Deutsche Bank der HRE gewährt hat, dann stellt man plötzlich ganz erstaunt fest, dass es sich hier um derart niedrige Zinssätze handelt, dass man sie gerne auch für den eigenen Hausbau haben möchte.

Und warum erwähnen die Autoren des Machwerks nicht auch gleich, dass die Banken im Gegensatz zum Staat »richtige« Kredite gewährt haben und nicht bloße Bürgschaften wie die Bundesrepublik? Bürgschaften sind nämlich im Gegensatz zu einem Kredit im Gutfall mit keinerlei Kapitaleinsatz des Bürgen verbunden. Ein Wirtschaftsunternehmen würde für eine gegebene Bürgschaft natürlich Rückstellungen bilden—schließlich kann die Bürgschaft auch fällig werden. Die Bundesrepublik hingegen sichert sich für solche Fälle generell nicht ab (es werden auch keine Sachgüter wie Gebäude oder Fahrzeuge versichert), im Schlechtfall zahlt der Steuerzahler – wer auch sonst.

Und das Beste habe ich mir natürlich bis zum Schluss aufgehoben: Während die Banken für die mit Kapitaleinsatz verbundenen und realem Verlustrisiko behafteten Kredite Zinsen erhalten, bekommt die Bundesrepublik für die erst einmal nur auf Papier bestehenden Bürgschaften (wait for it) Bereitstellungsentgelte. Die sind natürlich etwas ganz anderes als schnöde und irgendwie auch kapitalistisch-anrüchige Zinsen.

Sie fließen aber dennoch in einer Höhe, welche die Zinslast der HRE übertrifft, damit das Unternehmen stark belastet und die Restrukturierung erschwert.

Und all das, obwohl der HRE damit kein Kapital zur Verfügung gestellt wird.

Warum ist das so? Ach ja, ist ja klar: Die Bereitstellungsentgelte fließen in den Bundeshaushalt. Und jeder Euro, der nicht von privatwirtschaftlicher Hand ausgegeben wird, sondern durch öffentliche Haushalte fließt, macht natürlich »Journalisten« wie die von Telepolis gleich doppelt froh.

War noch was? Ach ja … Liebermann.


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